WEI SRAUM
Designforum Tirol
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Wenn man sich in einem Gespräch unter Designer*innen unterhält, fällt auch hier da und dort und früher oder später der Begriff »Weißraum«. Manchmal ist hier aber nicht vom bekannten Weißraum die Rede. Gemeint ist ein anderer Weißraum. Einer, der nichts mit den unbedruckten Teilen einer Fläche zu tun hat und auch nichts mit den Räumen zwischen oder innerhalb der Buchstaben. Der aber zugleich natürlich alles mit den unbedruckten Teilen einer Fläche zu tun hat und mit den Räumen zwischen oder innerhalb der Buchstaben, nur eben anders. Dieser Weißraum ist eher eine Idee, ein Projekt: Es lässt sich als grafisches ebenso verstehen wie auch als im weitesten Sinn soziales und kulturelles Projekt. Es hat da und dort seit der Gründung deutliche Spuren hinterlassen. – Dieser Weißraum ist da, sichtbar und spürbar. Und zugleich ist er nicht da. – Wie beim »richtigen« Weißraum auch. Und wenn wir hier von einem Weißraum sprechen, meinen wir natürlich WEISSRAUM, das Designforum Tirol.
Rückblende, Architekturforum Tirol in Innsbruck, 22. November 2006, 19 Uhr. Seit Anfang 2005 fanden dort in mehr oder weniger loser Folge Vorträge zum Thema zeitgemäßer visueller Gestaltung statt – mit einem gewissen Schwerpunkt auf Typografie. Das alles verdankt sich im Wesentlichen einer privaten Initiative, deren Ziel es war, diesem Zweig angewandter Gestaltung auch in Innsbruck – eine Stadt, für die unlängst das Wort »Alpenmetropole« erfunden wurde – zu mehr öffentlicher Wahrnehmung zu verhelfen. – In anderen Teilen der Welt mag so ein Ansinnen alltäglich sein – in Innsbruck war es das nicht. Grafik-Design und visuelle Gestaltung fallen dort unter die Rubrik »Werbung« (und deswegen heißt eine der beiden Ausbildungsstätten folgerichtig auch genau so: »Werbe-Design-Akademie«). Und so war recht schnell die Idee geboren, aus diesen losen Vorträgen eine fixe Institution zu machen. Einen Ort der Weiterbildung, der Begegnung, des Forschens. Und vor allem: einen Ort für Design.
Seit 2015 befindet sich das WEISSRAUM Designforum in der Andreas-Hofer-Straße 27 in Innsbruck und hat damit einen festen Wohnsitz bekommen. Mit diesem Ort wurde einerseits Raum für Vorträge und Ausstellungen geschaffen, aber auch für Co-Working-Plätze und Büros, die es Kreativen in Tirol ermöglichen sich dort einzumieten. In diesen fast 15 Jahren Bestehen ist nun also so einiges passiert. Unzählige Namen aus der weiten Welt von Design und Gestaltung waren seither zu Gast, bekannte und weniger bekannte, wie etwa Jost Hochuli, Kurt Weidemann, Anette Lenz, Michael Schirner, Stefan Sagmeister, Inge Prader, Friedrich von Borries, Richard van der Laken, Kurt Dornig, Leonarde Sonnoli, Dafi Kühne und viele andere mehr. Workshops wurden gehalten, Ausstellungen gestaltet. Leute kamen und gingen.
Um diesen Ort aber zu dem zu machen, der es heute ist – nämlich einer der umtriebigsten und beliebtesten Designforen Österreichs – brauchte es viel Arbeit und Leidenschaft. Kurt Höretzeder gründete den WEISSRAUM, leitete ihn bis 2019, gab ihm eine Seele und steckte sehr viel Arbeit und Leidenschaft hinein, Thomas Schrott war jahrelang im Vorstand tätig. Ende 2019 legten beide ihre Aufgaben im Vorstand des Designforums nieder, bleiben dem WEISSRAUM aber natürlich freundschaftlich verbunden. – Was bleibt sind Jahre voller Projekte, die auch in Zusammenarbeit mit dem Studio hgg und in späterer Folge mit dem himmel umgesetzt wurden. Vom Erscheinungsbild über die Programme bis hin zu Ausstellungen hat sich da so einiges angesammelt.
Die grafischen Grundlagen wurden dabei des öfteren überarbeitet, aber immer ganz einfach gehalten. Neben dem Logo gibt es eigentlich nur eine fixe Typografie: Die Brioni, gestaltet von Nicola Djurek (der auch schon im WEISSRAUM zu Gast war, und zwar am 6. Mai 2014). Die Farbigkeit und das Bildkonzept stammen von den vielfältigen Arbeiten, die im Designforum gezeigt werden. Es ist also ein simples und flexibles System, das einfach umzusetzen ist (sein muss, die finanziellen Möglichkeiten sind beschränkt). Bei den Programmen wurde für die Titel jedes Jahr mit den unterschiedlichsten Designern und Gestaltern aus Tirol zusammengearbeitet.
Bleibt noch eine Frage zu klären (die die letzten Jahre manchmal gestellt wurde): Warum die Lücke im Logo? – Wurde da beim Belichten oder Bedrucken irgendwo etwas „hineingefressen“ (wie man bei uns gerne sagt, wenn irgendwo ein Druckfehler passiert)? – Nein, nichts dergleichen. – Diese Lücke ist Absicht, weil wir sie (also den WEISSRAUM) nicht als Überbleibsel, sondern als freigeräumte und damit offengehaltene Stelle wahrgenommen haben wollen. Dieser WEISSRAUM soll eine Augen- und Denkerholungsstätte sein — so in der Art.
Mehr zu diesem Projekt finden Sie unter www.weissraum.at
Mit einer ständig wachsenden Community zählt der WEISSRAUM mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt in der Tiroler Designbranche.
ProjektbeschreibungDer Innenteil (und auch manche Cover) wurden schon vom damaligen Studio hgg und später vom himmel gestaltet. Das Layout baut dabei auf einigen einfachen Prinzipien auf, die leicht umzusetzen und adaptierbar sind.
ProjektbeschreibungZahlreiche Vorträge und Veranstaltungen fanden die letzten Jahre über im Designforum statt.
ProjektbeschreibungZum 500. Gedenkjahr Kaiser Maximilians fand im Herbst 2019 die Ausstellung »Breaking Types – Medienkaiser Maximilian und die Schrift« im WEISSRAUM statt.
Projektbeschreibung