Hildegard und Wolfgang Neuner
Hellmut Bruch – Zum 80. ein Zahlenspiel
Editorial
Hellmut Bruch ist einer der bekanntesten bildenden Künstler des Landes. Seine Arbeiten werden gerne zur »Konkreten Kunst« gezählt, womit anklingt, dass ihre Bedeutung und Wirkung ganz aus bestimmten räumlichen, inhaltlichen und materiellen Kontexten heraus entsteht und gerade darin »konkret« werden. Licht und Proportionen spielen dabei eine große Rolle, auch Naturgesetze und die geheimnisvolle Aura mathematischer Strukturen und Folgen, mit deren Hilfe die Objekte und Bilder Hellmut Bruchs zu ihrer Form finden.
Klingt ein wenig sperrig, ist es aber nicht. Wer Hellmut Bruch persönlich näher kennenlernt, der übrigens immer in weißem Anzug, weißem Leiberl, weißen Socken, weißen Schuhen und schlohweißen Haaren anzutreffen und also eine durch und durch weiße menschliche Erscheinung ist, zu unterscheiden vom weisen weißen Clown lediglich durch die tiroltypisch gebräunte Gesichtsfarbe, der nimmt vielleicht auch den Eindruck mit, dass dieser so freundliche, mittlerweile ältere Herr dieses ganze Spiel mit Formen, Farben, Anspielungen und Kontexten immer auch mit einem leisen Lächeln mit auf seine Reisen durch die Museen schickt und damit die Strenge von Zahl und Konzept zwanglos in den Zauber offener Formen entlässt.
Aus Anlass seines 80. Geburtstags entstand unter Federführung von Hildegard und Wolfgang Neuner ein ganz besonderes Buch, das Texte von Freunden und Wegbegleitern versammelt und das einen sehr persönlichen Einblick in die Welt dieses einzigartigen Künstlers bietet. Sehr heterogene Materialien, mal kurze, mal längere Texte, manche anekdotisch und persönlich, andere fast wissenschaftlich, dazwischen verstreut auch Seiten aus dem Tagebuch des Künstlers, mal launig, mal lächelnd, mal nachdenklich.
Wie daraus ein Buch machen? – Vielleicht so: Man nimmt einerseits die berühmte Fibunacci-Reihe, bei der jede Zahl aus der Summe der beiden vorangehenden hervorgeht (also 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 und so weiter). Hellmut Bruch spielt gerne mit dieser Zahlenfolge, die auf den berühmten Italienischen Mathematiker Leonardo Fibunacci (1170–1240) zurückgeht und die erstaunlicher Weise in einem Zusammenhang mit dem Goldenen Schnitt ebenso steht, wie man damit auch das Wachstum mancher Pflanzen mathematisch genau beschreiben kann. Fast mystische Zahlen also, deren Besonderheiten Generationen von Mathematikern und Naturwissenchaftern beflügelte und sie nicht zuletzt deswegen glauben machte, dass das Buch der Natur nicht aus Buchstaben, sondern aus Zahlen geschrieben steht. – Man nehme also die Fibunacci-Zahlenfolge und zählt damit die Zeilen des Grundlinienrasters des Buchs ab, gibt folglich den Zeilen 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 eine besondere Aufgabe resp. Bedeutung, versteckt darin auch noch die Zeile 80 als Anspielung auf das Jubiläum, überträgt diese horizontale Strukutur dann auch noch in die Vertikale, spielt dort dasselbe sinnbefreite Spiel und erhält so regelgeleitet einen unregelmäßigen Gestaltungsraster, der dennoch, und das ganz konkret, als Satz- und Bildspiegel taugt. – Und seltsam: Als ob zwischen dem auf diese Weise so herrlich logisch unlogisch orchestrierten Raster des Buchs das verschmitzte, so liebenswürdige Lächeln des Künstlers durchschimmert – weiß auf weiß, selbstverständlich.
Die berühmte Fibunacci-Reihe, bei der jede Zahl aus der Summe der beiden vorangehenden hervorgeht (also 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 und so weiter) war Grundlage für den Gestaltungsraster.
ProjektbeschreibungDas Buch zum 80. Geburtstag des Künstlers gibt persönliche und neue Einblicke in sein Leben.
Projektbeschreibung