Stadt Kufstein
Vom Stadtl zur Stadt
Editorial

»Vom Stadtl zur Stadt« und die Bände der »Edition Kufstein« – ein Projekt zur Zeitgeschichte einer Bezirkshauptstadt, das österreichweit wohl seinesgleichen sucht. Eine inhaltliche Großtat. Und auch die gestalterischen Herausforderungen waren nicht gering.

Wenn eine Stadt sich ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert stellt, dann ist das nicht nur ein »historisches« Projekt, das sich mit der Vergangenheit in all ihren Facetten – guten wie schlechten – auseinandersetzt, sondern es ist zugleich der Versuch, damit einen Grundstein für die Zukunft zu legen. – In Kufstein hat man sich dieser Aufgabe in einem für eine Bezirkshauptstadt österreichweit wohl einzigartigen Projekt gestellt: Unterschiedliche Wissenschafter*innen wurden beauftragt, die Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts zu durchleuchten, von der Bautätigkeit über die Politik bis hin zur Wirtschaft, von Migration über Musik und Kultur bis hin zu Sport.

Andreas Falschlunger und Richard Schwarz, der eine Lehrer und langjähriger Gemeinderat, der andere ein Spurensucher zwischen Kunst und Alltagsgeschichte, haben sich dieses Vorhaben ausgedacht und standen mit ihrer Idee im Herbst 2017 vor unserem Büro in Scheffau. Mit im Gepäck: Arbeitsaufträge für die einschlägigen Autor*innen und einstimmig vom Stadtrat Kufstein gefasste Beschlüsse, hinter diesem anspruchsvollen Projekt zu stehen. – Und der Wunsch, es möge aus all dem ein Buch werden, das alles können soll: Wissenschaft ebenso wie Bildalbum, Behälter für unzählige Fundstücke und natürlich unverzichtbares Kompendium tausenderlei Daten für Geschichtsverliebte. Und außerdem sind begleitend noch Erzählcafés zu den unterschiedlichsten Themen geplant, damit auch die Erfahrungen noch lebender Zeitzeugen gesammelt und mit in das Buch aufgenommen werden können.

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himmel: Super Sache, machen wir.

Schwarz: Fein.
Falschlunger: Toll.

himmel: Aber etwas anders.

Falschlunger/Schwarz: Wie jetzt?

himmel: Wir machen nicht ein Buch, sondern viele.

Falschlunger/Schwarz: Wie viele?

himmel: So viel es braucht.

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Genau so hat es sich zugetragen und die Idee zur Edition Kufstein ward geboren.

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Mittlerweile sind in dieser Reihe zahlreiche Bände erschienen (aktuelle Informationen finden Sie hier), allesamt inhaltlich auf einem Niveau, wie man es sich nur wünschen kann für eine anspruchsvolle und ernstzunehmende Stadtgeschichte (an dieser Stelle ein ausdrückliches Lob an den Bürgermeister von Kufstein, Martin Krumschnabel, der dieses Projekt maßgeblich begleitete und unterstütze, und auch an alle Mitglieder im Stadtrat – so ein Projekt kostet ja einiges, mindestens ein paar hundert Meter neue Straße).

Und auch wir haben uns Mühe gegeben, dafür ein praktikables und feines (© Schwarz) grafisches Buchkonzept zu entwickeln: wunderbare Typografie (die Sabon von Jan Tschichold in Verbindung mit der Aperçu der Colophon-Foundry), ein symmetrisch/asymmetrischer Satzspiegel mit Bildern, die – wie zufällig ins Buch eingelegt – bis zum Bundsteg reichen, sowie ein paar weitere Details, die aus den Bänden der Edition Kufstein kleine Kostbarkeiten machen. Nicht zu vergessen die Schweizer Broschur mit offenem, fadengeheftetem Rücken, der selbstverständlich für Irritationen sorgte – zu Recht, wie wir meinen, man kann schließlich nicht alles wissen: Dieses Buch schaut schon beim ersten Mal Aufschlagen kaputt aus, so das Originalzitat einer Autorin beim Durchblättern des ersten Bandes (der nicht der ihre war), so etwas kommt bei mir nicht in Frage. – Kam es am Ende aber doch, und heute hat auch sie Freude mit ihrem zwischenzeitlich erschienenen Band.

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Falschlunger/Schwarz: Sechs Bände! Fein (Schwarz)! Toll (Falschlunger)!

himmel: Aber da fehlt doch noch was.

Falschlunger/Schwarz: Echt jetzt?

himmel: The best is yet to come.

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Und so kam es zum »Stadtalbum«: Ein Buch, das visuell opulent bebildert durch ein Jahrhundert Stadtgeschichte führt, ergänzt, garniert und verfeinert um unzählige – siehe oben – Fundstücke, die das Durchblättern dieses Bandes, der den Titel »Vom Stadtl zur Stadt« trägt, zu einem Festmahl für die Augen und dem dahinterliegenden Denkapparat machen. Esther Pirchner hat die Aufgabe übernommen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Editionsbänden in kompakte chronologische Kapitel zusammenzufassen; Christoph W. Bauer, eine der wenigen Edelfedern dieses Landes, hat einen wunderbaren Prolog verfasst samt dem dazugehörigen Epilog; und schließlich Nikolaus Schletterer, Fotograf und Fotokünstler, der nicht nur bei der Bildauswahl und -aufbereitung behilflich war, sondern auch über das Buch verteilte Bildessays beisteuerte – ein ganz vorzügliches Grüppchen also, das sich da zusammenfand und das den enormen Aufwand fast vergessen lässt, all die überwältigend heterogenen und kaum enden wollenden Informationen grafisch zu einem halbwegs konsistenten Gesamtwerk aufzubereiten.

Das gestalterische Konzept für das »Stadtalbum« greift die Grundelemente der Edition-Kufstein-Bände auf und entwickelt sie für das größere Format und die deutlich vielgestaltigeren Inhalte weiter: Prolog und Epilog ummanteln den Kern, dessen einzelne Kapitel das 20. Jahrhundert in Kufstein nach den großen zeithistorischen Abschnitten chronologisch gliedern – jedes davon ergänzt von Fundstücken unterschiedlichster Art. – »Vom Stadtl zur Stadt« und die Edition Kufstein gehören zusammen und bilden auch gestalterisch eine Einheit.

Festgehalten sei weiters: Wer behauptet, dass sich heute kaum jemand noch für Geschichte interessiert, irrt beachtlich. Alle Bände der Edition verkaufen sich gut, und der Hauptband, kurz zumeist »Stadtalbum« genannt, ging bis dato über zweitausend Mal über den Ladentisch. Bei 16.000 Einwohner*innen.

Falschlunger/Schwarz/himmel (im Chor): Echt jetzt?

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Kunde

Stadt Kufstein

Art Direction

Kurt Höretzeder, Thomas Schrott

Team

Lisa Arzberger

Fotografie, Bildauswahl, Bildbearbeitung

Nikolaus Schletterer

Projektleitung

Andreas Falschlunger, Richard Schwarz

Chronologietexte

Esther Pirchner

Druck

Alpina Druck, Innsbruck

Realisierung

2021

Es möge ein Buch entstehen, das alles können soll: Wissenschaft ebenso wie Bildalbum, Behälter für unzählige Fundstücke und natürlich unverzichtbares Kompendium taudsenderlei Daten für Geschichtsverliebte.

An manchen Tagen, speziell im Frühjahr zur Zeit der Schneeschmelze, leuchtet der Inn in Kufstein, seit jeher ein identitätsstiftender Fluss für die Stadt, türkis – waraus sich die Farbe des Vorsatzpapiers herleitet.

Das gestalterische Konzept für das »Stadtalbum« greift die Grundelemente der Edition-Kufstein-Bände auf und entwickelt sie für das größere Format und die deutlich vielgestaltigeren Inhalte weiter: Prolog und Epilog ummanteln den Kern, dessen einzelne Kapitel das 20. Jahrhundert in Kufstein nach den großen zeithistorischen Abschnitten chronologisch gliedern – jedes davon ergänzt von Fundstücken unterschiedlichster Art.

»Fundstücke« lockern die einzelnen Kapitel auf – und bieten den Leser*innen Einblicke in und Erinnerungen an ihre Stadt.
Infografiken und Abbildungensollen Zeitgeschichte zu einem Leseerlebnis auch für Menschen machen, die sich für gewöhnlich weniger damit beschäftigen.

Das »Stadtalbum«: Ein Buch, das visuell opulent bebildert durch ein Jahrhundert Stadtgeschichte führt – ein Festmahl für die Augen und dem dahinterliegenden Denkapparat.

Die Chronologie-Kapitel bieten eine rasche Grundorientierung entlang der großen zeithistorischen Abschnitte.
Hunderte Indizes und interne Querverweise, in mühsamer Kleinarbeit zwischen den Autor*innen und uns Gestalter*innen gesetzt, machen das Lesen des Buchs zu einem fast »interaktiven« Vergnügen.

Die Einzelbände der Edition Kufstein liefern die wissenschaftliche Basis für den Hauptband, der den Titel »Vom Stadtl zur Stadt« trägt. Die Grundlagen der Gestaltung gelten für sämtliche Bücher.

Jeder Einzelband der Edition Kufstein hat eine Leitfarbe, im Hauptband »Vom Stadtl zur Stadt« werden dieser Farben weitergeführt und markieren die einzelnen Kapitel.